D A S K A P I T A L
Deutsche Originalausgabe / Verlag Otto Meissner
Das Kapital, Band I, 1914
1.
Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie Von Karl Marx. Erster Band Buch I: Der Produktionsprozess des Kapitals Siebente Auflage Herausgegeben von Friedrich Engels. Hamburg Otto Meissners Verlag 1914.
XXXII, 739 S.
2.
I Titel
III Gewidmet [...] Wilhelm Wolff.
V Vorwort zur ersten Auflage. Karl Marx, London, 25. Juli 1867.
X Zur zweiten Auflage. Karl Marx, 24. Januar 1873.
XIX Zur dritten Auflage. Friedrich Engels, 7. November 1883.
XXII Zur vierten Auflage. Friedrich Engels, 25. Juni 1890.
XXVIII Inhaltsverzeichniss.
1 Erstes Buch. Der Produktionsprocess des Kapitals. Erster Abschnitt. Waare und Geld.
109 Zweiter Abschnitt. Die Verwandlung von Geld in Kapital.
139 Dritter Abschnitt. Die Produktion des absoluten Mehrwerths.
276 Vierter Abschnitt. Die Produktion des relativen Mehrwerths.
472 Fünfter Abschnitt. Die Produktion des absoluten und relativen Mehrwerths.
497 Sechster Abschnitt. Der Arbeitslohn.
527 Siebenter Abschnitt. Der Akkumulationsprocess des Kapitals.
3.
Druck: Lindemann & Schulz Berlin N.58
Erschienen: 1914
Auflage: ?
Preis:
Bis zum Ersten Weltkrieg feierte das Bürgertum die Belle Époque. Elektro- und chemische Industrie, Trusts und Kartelle, aggressiver Kampf um Absatzmärkte in aller Welt sorgten für rapides Wirtschaftswachstum. 1913 fand die letzte Überakkumulationskrise statt.
1910 begann die mexikanische Revolution. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands zählte 1913 über eine Million Mitglieder. Sie rückte zunehmend nach rechts, bis sie 1914 den deutschen Angriffskrieg unterstützte. Die Zweite Internationale konnte den Ersten Weltkrieg nicht verhindern. Österreich-Ungarn erklärte am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg. Die deutsche Kriegserklärung folgte am 1. August an Russland und am 3. August an Frankreich.
Adolf Braun schrieb am 18. Januar 1911 an Karl Kautsky: „[F]ür stillstehende [Druckerei-]Maschinen ist Marx immer noch ein gutes Geschäft.“ (Langkau, "Marx-Gesamtausgabe", S. 131).
Doch die Nachfahren von Karl Marx und des Verlegers Otto Meissner verloren Ende 1913 das Monopol für die Veröffentlichung des ersten Bandes von Das Kapital. Jeder andere Verlag konnte den Band nachdrucken.
Wahrscheinlich wusste der Verlag Meissner, dass eine konkurrierende Edition vorbereitet wurde: „Augenblicklich ist eine Volksausgabe des ersten Bandes des ‚Kapital‘ in Vorbereitung. (Bravo!)“, heißt es im Geschäftsbericht des Vorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands vom 15. September 1912 (S. 216).
Eine Woche nach dem Erlöschen der Urheberrechte kündigte Meissner in einer Anzeige im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel eine Preissenkung der sechsten Auflage von 9 auf 5 Mark an. Mit der Verbilligung versuchte der Verlag, wettbewerbsfähig gegenüber der neuen "Volksausgabe" des Dietz-Verlags zu sein.
Die von Karl Kautsky, dem angesehensten Intellektuellen der Zweiten Internationale, herausgegebene Dietz-Ausgabe war broschiert 0,50 Mark teurer als Meissners Ausgabe. Aber dafür erhielten die Leser einen sauber gedruckten Text in moderner Schreibweise mit einer Einführung, Übersetzungen der fremdsprachigen Zitate, Werk-, Namens- und Sachregistern. Diese Ausgabe profitierte von der massiven Werbung durch die Sozialdemokratischen Partei und deren Presse.
In seiner Kriegsrubrik "Unsere Berufsgenossen im Felde" meldete das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel am 2. November 1914: "Meißner, Otto Heinr. Prokurist" bei der "Ers[ten].-Abt[ei]l[un]g. d[es]. Feldart[illerie].-R[e]g[imen]ts. N[umme]r. 62.".
Und am 22. Dezember 1914, dass Meissner mit dem Friedrich August-Kreuz des Großherzogs von Oldenburg und dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden sei.
Trotz der neuen Konkurrenz veröffentlichte der Verlag Meissner noch im gleichen Jahr eine siebte Auflage von Das Kapital. Es war wieder der unveränderte Textes der vierten Auflage in einem anastatischen Nachdruck der fünften Auflage. Der Verlag modernisierte lediglich auf dem Titelblatt einen Buchstaben im Wort "Produktionsprozess". Im Buchtext blieb die alte Schreibweise unverändert. Um sich von der Konkurrenz zu unterscheiden, bewarb der Verlag seine Ausgabe als "Originalausgabe".
Da das Urheberrecht erlosch, fehlt auf dem Titelblatt der seit der Erstausgabe übliche Hinweis: "Das Recht der Uebersetzung ist vorbehalten."
Erstmals ließ der Hamburger Verlag Das Kapital nicht in Leipzig drucken, sondern in Berlin. Bei der Kunstreproduktionsanstalt Lindemann & Schulz (Steindruck u. lithogr. Anst.) von Gottlieb Lindemann und Robert Schulz, Pappelallee 27 (Handels-Register, S. 69). Sie beherrschte die Kunst anastatischer Nachdrucke.
Vor dem Krieg: Anzeige im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel vom 9. Januar 1914
Nach dem Krieg: Anzeige im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel vom 25. September 1919
Literatur:
Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Berlin, 1912, S. 216).
Handels-Register des Königlichen Amtsgerichts Berlin-Mitte, 49. Jg., 1913
Götz Langkau, "Marx-Gesamtausgabe - dringendes Parteiinteresse oder dekorativer Zweck? Ein Wiener Editionsplan zum 30. Todestag, Briefe und Briefauszüge", in: International Review of Social History, 1983, Vol. 28, No. 1