D A S K A P I T A L
Deutsche Originalausgabe / Verlag Otto Meissner
Das Kapital, Band I, 1919
1.
Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie Von Karl Marx. Erster Band Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals Herausgegeben von Friedrich Engels. Achte Auflage Hamburg Otto Meissners Verlag 1919.
XXXII, 739 S.
2.
I Titel
III Gewidmet [...] Wilhelm Wolff.
V Vorwort zur ersten Auflage. Karl Marx, London, 25. Juli 1867.
X Zur zweiten Auflage. Karl Marx, 24. Januar 1873.
XIX Zur dritten Auflage. Friedrich Engels, 7. November 1883.
XXII Zur vierten Auflage. Friedrich Engels, 25. Juni 1890.
XXVIII Inhaltsverzeichniss.
1 Erstes Buch. Der Produktionsprocess des Kapitals. Erster Abschnitt. Waare und Geld.
109 Zweiter Abschnitt. Die Verwandlung von Geld in Kapital.
139 Dritter Abschnitt. Die Produktion des absoluten Mehrwerths.
276 Vierter Abschnitt. Die Produktion des relativen Mehrwerths.
472 Fünfter Abschnitt. Die Produktion des absoluten und relativen Mehrwerths.
497 Sechster Abschnitt. Der Arbeitslohn.
527 Siebenter Abschnitt. Der Akkumulationsprocess des Kapitals.
3.
Druck: ?
Erschienen: 1919
Auflage: ?
Preis: ?
Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommene neue Form des Kapitalismus war äußerst aggressiv. Der Imperialismus mündete in den Ersten Weltkrieg: 1914 erklärte das Deutsche Reich Russland den Krieg. Der Weltkrieg kostete zehn Millionen Menschen das Leben, 20 Millionen wurden verwundet. Er spitzte die Unterschiede in der Arbeiterbewegung zwischen Marxisten und Revolutionären sowie Revisionisten und Reformisten zu und führte in vielen Ländern zur Gründung Kommunistischer Parteien.
Umschlag der achten Auflage von Das Kapital mit von der Titelseite abweichenden Rechtschreibung ("Ökonomie", "Produktionsprozeß", "Meißners")
In Russland siegten 1917 die Bolschewiki und machten den zweiten Versuch nach der Commune de Paris, die Diktatur der Bourgeoisie durch eine Arbeiterherrschaft zu ersetzen. Im besiegten Deutschland begann 1918 die Novemberrevolution. Sie führte zum Sturz der Monarchie und zu einer bürgerlich-demokratischen Republik. Sie endete 1919 mit der Niederschlagung der bayerischen Räterepublik. In Moskau wurde die Dritte Internationale gegründet, der sich die neu entstehenden Kommunistischen Parteien anschlossen.
In den Zeiten der Massenstreiks, Aufständen und bewaffneten Kämpfe, der sich auf Karl Marx berufenden Bolschewiki stieg das Interesse an Das Kapital.
1919 veröffentlichte der Verlag Meissner erstmals die drei Bände von Das Kapital gleichzeitig: die achte Auflage von Band eins mit der fünften Auflage von Band zwei und der vierten Auflage von Band drei. Da der 1895 verstorbene Friedrich Engels die Bände zwei und drei herausbrachte, besaßen der Verlag und die Erben von Engels das Urheberrecht noch bis Ende 1925. Deshalb war der Verlag Meissner als einziger in der Lage, das Gesamtwerk anzubieten. Die Konkurrenz vom Dietz-Verlag konnte nur den ersten Band anbieten und pries ihn daher als "abgeschlossenes Werk" an. Der Journalist Julian Borchardt veröffentlichte 1919 als Zusammenfassung der drei Bände eine "gemeinverständliche Ausgabe", die in mehreren Auflagen des Verlags der Neuen Weltanschauung und des Verlags der Lichstrahlen erschien.
Die Meissner-Ausgabe war ein Nachdruck der fünften mit Teilen der vierten Auflage. Deshalb behielt sie die im 19. Jahrhundert übliche Rechtschreibung der vierten Auflage bei. Umschlag und Titelseite sind in unterschiedlichen Schreibweisen gesetzt.
Der Name der Druckerei wird nicht angeführt. Im zur gleichen Zeit veröffentlichten dritten Band steht allerdings, dass es sich um einen anastatischen Druck der Berliner Druckerei Lindemann & Schultz handelt. Es ist wahrscheinlich, dass Meissner die drei Bände in der gleichen Druckerei herstellen ließ.
Für einen anastatischen Druck werden die Buchseiten der Vorlage chemisch behandelt, damit ihre Schrift auf einen Druckstein übertragen werden kann. Diese "Verfahren erfordern sehr viel Nacharbeit auf dem Stein und große Übung, sie werden nur von wenigen Firmen ausgeübt" (Schröder, Die Herstellung von Büchern und Zeitschriften, S. 138). Die Kunstreproduktions- und lithografische Anstalt Lindemann & Schulz, die bereits die siebte Auflage des ersten Bandes von Das Kapital druckte, gehörte zu diesen Firmen. Anastatische Nachdrucke waren billiger in der Herstellung als neuere Nachdruckverfahren. Dafür ist die Druckqualität meist schlechter, sind die Buchstaben oft unscharf und verwischt.
In den revolutionären Zeiten fand die Auflage raschen Absatz. Vergingen bis dahin zwischen fünf und 13 Jahren zwischen zwei Auflagen des ersten Bandes von Das Kapital, brachte Meissner trotz der Konkurrenzausgaben schon nach zwei Jahren eine weitere, neunte Auflage heraus, die zehnte folgte nur ein Jahr später.
Literatur:
Fritz Schröder, Die Herstellung von Büchern und Zeitschriften, Poeschel, Stuttgart, 1930